Studie: Die Folgen von COVID-19 auf die Karrieren österreichischer Arbeitnehmer

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Nach anderthalb Monaten Shutdown wegen der COVID-19-Pandemie wurden die Ausgangsbeschränkungen in Österreich Anfang Mai aufgehoben. In diesen Monaten haben viele Arbeitnehmer in Österreich erste Erfahrungen mit der Arbeit im Homeoffice gemacht, während sich viele Unternehmen auf das Angebot des AMS verlassen konnten und Angestellte in Kurzarbeit geschickt haben. In einer Studie haben wir bereits untersucht, wie sich die Telearbeit auf österreichische Angestellte ausgewirkt hat, doch wie gehen Mitarbeiter mit der Kurzarbeit um und welche Auswirkungen hat die Krise auf die Karrierepläne österreichischer Arbeiter? Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll haben wir eine repräsentative Umfrage unter 500 Österreichern durchgeführt, um deren Hoffnungen und Sorgen für ihre Karriere zu erforschen. Darüber hinaus haben wir mit Arbeitspsychologin Veronika Jakl gesprochen, um Erklärungen und mögliche Lösungen für diese Probleme zu finden.

Österreicher in Kurzarbeit

Kurzarbeit bedeutet, dass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit um 10-90 % verringern und dennoch einen Großteil ihres Entgelts erhalten. In Österreich sind mehr als eine Million Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen. Das entspricht fast einem Drittel aller Beschäftigten in Österreich und deckt sich mit unserer Umfrage, in der 31,4 % der Teilnehmer angegeben haben, Kurzarbeit zu leisten. Doch wie empfinden österreichische Arbeitnehmer die verkürzte Arbeitszeit?

Insgesamt gaben knapp zwei Drittel (64 %) der Arbeitnehmer in Kurzarbeit an, für die Option der Kurzarbeit dankbar zu sein. Doch leider haben viele Angestellte in Kurzarbeit auch ernsthafte Sorgen: Beinahe die Hälfte (47 %) fürchtet, sie könnten ihre Anstellung in naher Zukunft verlieren. Obwohl die vertraglich geregelten Stunden in Kurzarbeit teilweise stark verringert sein sollten, fühlen sich 22 % unter Druck gesetzt, mehr Stunden zu arbeiten als ursprünglich vereinbart, aus Angst ihren Job zu verlieren. Ganze 26 % wurden sogar von ihrem Arbeitgeber beauftragt, mehr als ihre vereinbarten Stunden zu arbeiten.

Diese Probleme sind besonders stark ausgeprägt bei Männern sowie bei jüngeren Generationen. 10 % mehr Männer fühlen sich in Kurzarbeit unter Druck gesetzt als ihre Kolleginnen und 17 % mehr Männer als Frauen machen sich Sorgen um ihre Karriere, sollten sie keine Überstunden leisten. Das spiegelt sich auch in der Zufriedenheit wieder: Während 71 % der Frauen dankbar für die Kurzarbeit sind, ist nur etwas über die Hälfte der Männer (56 %) zufrieden mit ihrer Situation.

Auch die verschiedenen Altersgruppen nehmen die Kurzarbeit unterschiedlich wahr. Es sind vor allem Arbeitnehmer unter 44, die sich stark unter Druck gesetzt fühlen. Hier gibt fast ein Drittel (31 %) an, ihr Arbeitgeber erwartet freiwillige Überstunden, während nur 15 % der über 45-Jährigen diese Erfahrung gemacht haben. Das Resultat ist, dass beinahe 60 % der jüngeren Generationen sich ernsthafte Sorgen um ihren Beruf machen und eine Kündigung befürchten. Arbeitspsychologin Veronika Jakl erklärt:

„Das ist durchaus plausibel: Jüngere Arbeitnehmende sind oft noch nicht in Führungspositionen. Sie haben noch nicht so viel Arbeitserfahrung und fürchten daher wahrscheinlich ersetzbarer zu sein. Gerade zu Beginn einer Karriere will man Einsatzbereitschaft zeigen, hat vielleicht auch noch keine Familie und ist daher geneigter Überstunden zu machen.

Ältere Personen haben sich in der Firma häufig schon ein Standing erarbeitet. Die Firma hat schon viel in die Einarbeitung und Ausbildung investiert. Diese Personen werden eher nicht schnell gekündigt, selbst wenn sie weniger Überstunden machen.“

Karriere-Killer Corona?

Leider sind nicht nur Angestellte in Kurzarbeit von den ernsthaften Folgen der COVID-19-Pandemie betroffen. Auch Arbeitnehmer, die momentan nicht in Kurzarbeit sind, machen sich große Sorgen um ihre Zukunft. Zwei Fünftel haben Angst um ihre Finanzen und fast ein Drittel fürchtet sogar, in Zukunft die eigene Familie nicht mehr versorgen zu können. Hier sind es besonders Eltern, die sich mit 37 % die größten Sorgen machen im Vergleich zu 27 % der Angestellten ohne Kinder. Selbstverständlich wirkt sich die Pandemie auch auf verschiedene Branchen unterschiedlich stark aus.

In unserer Umfrage waren es besonders Angestellte aus den Bereichen Tourismus, Eventmanagement und dem Gastgewerbe, die sich nicht nur Sorgen um ihre Karriere in naher Zukunft machen, sonder die zu mehr als 60 % auch langfristig befürchten, ihre Branche könnte sich nicht erholen und der einzige Ausweg wäre ein Karrierewechsel. Unsere Expertin erklärt, wie man mit diesen und anderen Sorgen derzeit am besten umgeht:

„Zuerst: Nehmen Sie diese Gefühle bewusst wahr und sprechen Sie darüber. Fokussieren Sie sich auf positive Gespräche und Inhalte. Was läuft gerade gut in Ihrem Leben? Vielleicht gibt es sogar Kleinigkeiten, die jetzt besser sind als noch vor einigen Monaten.

Halten Sie sich von Panikmachern fern, besinnen Sie sich auf Ihre Stärken und suchen Sie sich gezielt täglich mindestens eine Sache, auf die Sie sich freuen können.

Fokussieren Sie sich auf das, was Sie selbst ändern und kontrollieren können. Den Arbeitsmarkt können Sie nicht beeinflussen, aber Ihr eigenes Verhalten und Ihren Alltag.“

Darüber hinaus sind es erneut die jüngeren Generationen, die besonders starke Auswirkungen auf ihre Karriere wahrnehmen. Ein Fünftel der Arbeitnehmer unter 34 hatte ursprünglich geplant, sich nach einem neuen Job umzusehen, was sich nun verzögert. Das Resultat ist, dass viele Bewerbungen im Aktenvernichter landen und ganze 40 % der Millenials sich ernsthafte Sorgen um ihren beruflichen Werdegang in naher Zukunft machen. Im Vergleich dazu hat sich karrieretechnisch nichts für mehr als 75 % der über 45-Jährigen geändert.

Licht am Ende des Lockdowns

Unsere Umfrage hat ergeben, dass viele Österreicher derzeit vor großen Schwierigkeiten stehen und sich viele Sorgen um die Zukunft machen. Allerdings haben wir in unserer Studie auch ein paar Lichtblicke entdecken können.

Vor allem scheint die Corona-Krise Belegschaften fester zusammenzuschweißen: Mit 36,6 % sagt mehr als ein Drittel der Österreicher, dass sie sich gegenüber ihren Kollegen mehr verbunden fühlen. 32 % fühlen sich auch ihrem Arbeitgeber mehr verbunden und ganze 40 % fühlen sich motivierter, ihren Job zu machen. Diese Motivation und das Gefühl der Verbundenheit können Arbeitgeber und Vorgesetzte nutzen, um auch in Zukunft die Arbeit für ihre Mitarbeiter so angenehm wie möglich zu gestalten. Veronika Jakl empfiehlt:

„Gestalten Sie auch die Rückkehr ins Büro bewusst. Am besten organisieren Sie eine gemeinsame Reflexionsrunde: Bedanken Sie sich für den Einsatz in dieser schwierigen Zeit. Was hat in den letzten Wochen/Monaten gut geklappt? Was wollen Sie beibehalten? Was ist liegen geblieben? Wie sind die Prioritäten für die kommenden Wochen?“

Teilnehmer unserer Umfrage möchten in Zukunft vor allem flexibler arbeiten (27,6 %). Knapp jeder Sechste (17 %) würde darüber hinaus gerne Vollzeit von zu Hause aus arbeiten und jeder Zehnte zieht jetzt sogar einen kompletten Karrierewechsel in Betracht. Insgesamt hat die Krise also vielen Arbeitnehmern einen Denkanstoß gegeben, wie sie ihre Karriere in der Zukunft gestalten möchten. Führungskräfte sollten nun also aktiv mit ihrer Belegschaft arbeiten, um an diesem Punkt langfristige Verbesserungen des Arbeitsplatzes einzuführen.

Wie hat sich Ihre Karriere in den letzten Monaten entwickelt? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte auf Facebook oder Twitter!