Wie lässt sich ein flexibles Arbeitsmodell umsetzen?
Würden Sie morgens gerne länger schlafen und stattdessen später arbeiten? Oder womöglich ein paar Tage mehr Stunden arbeiten und im Gegenzug einen besonders sonnigen Tag komplett frei nehmen? Das sind Aspekte, die man in diversen flexiblen Arbeitszeitmodellen findet, und die womöglich auch an Ihrem Arbeitsplatz eingeführt werden könnten. Tatsächlich zeigten Ergebnisse unserer Studie zur Work-Life-Balance, dass knapp jeder zweite Arbeitnehmer in Österreich flexible Arbeit für einen der wichtigsten Aspekte einer guten Work-Life-Balance hält. 39% der Befragten gaben dabei an, dass ihr Unternehmen bereits ein System für flexible Arbeitszeiten oder -plätze implementiert hat, doch wie funktioniert das eigentlich? Wir stellen ein paar verschiedene flexible Arbeitszeitmodelle, deren Vor- und Nachteile, und Wege vor, wie diese umgesetzt werden können!
Vorteile flexibler Arbeit
Wie bereits erwähnt, halten viele Österreicher flexible Arbeitsbedingungen für einen der wichtigsten Aspekte einer gesunden Work-Life-Balance. Kommt diese zu kurz, kann das schwerwiegende Folgen haben. So leiden Menschen, die unglücklich mit der eigenen Work-Life-Balance sind, häufiger an stressbezogenen Symptomen wie Schlaflosigkeit, körperlichen Problemen wie Migräne, und sogar psychischen Krankheiten wie Burnout oder Depressionen.
Lange Arbeitszeiten und Überstunden haben den gleichen Effekt und steigern nicht nur das Unfallrisiko zum Ende des Tages. Denn gleichzeitig nimmt nach langer Arbeitszeit die individuelle Produktivität stetig ab. Bereits nach sieben Stunden am Schreibtisch lassen sich diese Auswirkungen feststellen, der Bedarf für flexiblere Arbeitsbedingungen ist also offensichtlich.
Wenn Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit also flexibler gestalten können, hat dies nicht nur Vorteile für die individuelle Person, sondern auch für das Unternehmen im Allgemeinen. Selbstverständlich muss jedoch in jedem Unternehmen bedacht werden, inwiefern ein flexibles Arbeitszeitmodell realistisch umsetzbar ist. Da jedes Unternehmen in dieser Hinsicht unterschiedliche Anforderungen haben kann, stellen wir hier ein paar Arbeitszeitmodelle vor.
Gleitzeit
Eine der beliebtesten Formen der flexiblen Arbeitszeit ist das Gleitzeitmodell. Hier legt das Unternehmen eine Kernarbeitszeit für Arbeitnehmer fest, in der Anwesenheitspflicht gilt, beispielsweise von 10-16 Uhr. Die restliche Arbeitszeit können sich Angestellte dann selbst einteilen, idealerweise mit Hilfe eines Arbeitszeitkontos. Ein solches Konto kann die monatliche Arbeitszeit steuern, indem monatlich ein Zeitpunkt festgesetzt wird, an dem das Konto ausgeglichen sein sollte. Bis zu diesem Punkt haben Arbeitnehmer jedoch die Möglichkeit, ihren Arbeitsalltag außerhalb der Kernarbeitszeit frei zu gestalten. Das Gleitzeitmodell lässt sich verhältnismäßig leicht einführen und sorgt für entspanntere und produktivere Mitarbeiter, weshalb es heute schon weit verbreitet ist.
Funktionszeit
Das Funktionszeitmodell ist eine erweiterte Form des Gleitzeitmodells. Im Gegensatz zu diesem entfällt hier jedoch die Kernarbeitszeit für jeden Angestellten, welche stattdessen durch eine Funktionszeit im Unternehmen ersetzt wird. Das bedeutet, dass nicht jeder Angestellte täglich zu dieser Zeit anwesend sein muss, doch dass zur Funktionszeit genug Beschäftigte anwesend sind, um die normalen betrieblichen Funktionen ausführen zu können.
In diesem Rahmen können Angestellte auch mehrere Tage nicht zur Arbeit erscheinen, unter der Bedingung, dass die entsprechenden Stunden an anderer Stelle nachgearbeitet werden und während der freien Tage genug Mitarbeiter anwesend sind, um den Betrieb ordnungsgemäß fortzusetzen. Dieses Modell erhöht den Grad an Autonomie, den Angestellte über ihre Arbeitszeit haben, erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Organisationfähigkeit auf individuellem und Team-Level und ist somit nicht unbedingt für jeden Betrieb und jede Belegschaft geeignet.
Telearbeit
Telearbeit ist nicht nur ein Modell der flexiblen Arbeitszeit, sondern bindet auch das Modell von flexiblen Arbeitsplätzen ein. Allgemein wird Telearbeit auch als Home-Office bezeichnet, die Arbeit kann also auch aus der heimischen Umgebung absolviert werden, falls alles, was sie zur Bearbeitung brauchen, daheim vorhanden ist (z.B. Laptop, Internetverbindung, Drucker, etc.). Das damit verbundene Arbeitszeitmodell ist variabel; so können sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf eine Kernarbeitszeit einigen, während der der Angestelle erreichbar sein muss, oder aber die Zeiteinteilung ist komplett frei gestellt, solange Aufgaben erfüllt, Meetings beigewohnt und Deadlines eingehalten werden.
In diesem Modell ist jedoch empfehlenswert, dass nicht permanent im Home-Office gearbeitet wird. Eine Regelung von Tagen im Home-Office und Tagen im Unternehmensbüro erhalten beispielsweise den Teamgeist und die Verbundenheit mit anderen Mitarbeitern. Wer permanent vom Home-Office arbeitet, riskiert außerdem, dass die Grenze zwischen Privatleben und Arbeit zu sehr verschwimmt, was wiederum für eine negative Work-Life-Balance sorgen kann.
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Vertrauensarbeitszeit
Die Vertrauensarbeitszeit ist wohl das Modell, das Angestellten bei weitem die meiste Autonomie bietet, aber vermutlich auch das Modell, das sich am schwierigsten umsetzen lässt. Wie der Name impliziert ist hier das Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter essentiell, denn diese haben volle Kontrolle über Arbeitszeit und -ort. Vereinbart wird hier lediglich, welche Aufgaben in welchem Zeitraum eigenverantwortlich absolviert werden müssen. Dementsprechend gibt es nicht einmal eine vorgeschriebene Stundenzahl – lediglich das Ergebnis zählt.
Es ist leicht erkennbar, warum dieses Modell nicht weit verbreitet ist. Beschäftigte müssen außerordentlich zuverlässig sein und höchsten Anforderungen entsprechen. Die notwendigen Kompetenzen sind nicht leicht zu lernen und erfordern oftmals entsprechende Schulung. Sollten diese Kompetenzen nicht vorhanden sein, leidet entweder die berufliche Leistung, oder aber das Privatleben und damit die eigene Gesundheit. Doch auch die Vorgesetzten müssen hier ein hohes Maß an Führungsqualitäten beweisen. Sie müssen nicht nur das Maß der gesetzten Ziele realistisch einschätzen können, sondern auch Überbelastung erkennen und gemeinsam mit dem Arbeitnehmer eine Lösung erarbeiten.
Insgesamt hat Vertrauensarbeitszeit viele Vorteile: Mitarbeiter arbeiten effizienter und aufgabenorientiert, wodurch jegliche Downtime eliminiert wird, die Work-Life-Balance ist besser, wodurch Angestellte gesünder und produktiver arbeiten, und das kommunizierte Vertrauen in die Beschäftigten stärkt deren Selbstbewusstsein. Dem ist jedoch vorausgesetzt, dass alle involvierten Parteien für die Vertrauensarbeitszeit bereit und qualifiziert sind, was oftmals leider nicht der Fall ist oder sein kann.
Ist flexible Arbeit in Ihrem Unternehmen möglich, oder würden Sie es sich wünschen? Welches dieser Modelle nutzen Sie oder können Sie sich am besten vorstellen? Erzählen Sie uns davon auf Facebook oder Twitter!