Diversity-Studie zum Generationenkonflikt am Arbeitsplatz
Zurzeit treffen in der Arbeitswelt fünf Generationen aufeinander, mit unterschiedlichen Werten und Prioritäten. Das stellt für viele Unternehmen und Führungskräfte eine große Herausforderung dar. Aus diesem Anlass haben wir mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll eine repräsentative Studie unter 500 österreichischen ArbeitnehmerInnen durchgeführt, um herauszufinden, auf welche Probleme Arbeitnehmer treffen und wie Arbeitgeber einlenken können, um eine produktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, denn knapp 90% der Befragten finden, dass ihr Arbeitgeber mehr dafür tun kann.
Zusätzlich haben wir auch mit Klaudia Lux gesprochen, Expertin im Bereich Mediation und Coaching, um herauszufinden wie man Generationskonflikte am Arbeitsplatz am besten löst und die Personalakten sauber bleiben.
5 Generationen – Eine Arbeitswelt
Kriege, Wirtschaftskrisen, Digitalisierung…Jede Generation wird durch bestimmte Ereignisse gekennzeichnet, die ihre Wertvorstellungen beeinflusst. Der Eintritt der Gen Z in die Arbeitswelt bedeutet, dass die Altersspannen in einem Unternehmen heutzutage bei ca. 50 Jahren liegen können. Wir haben für diese Studie mit folgenden Jahrgängen und Bezeichnungen gearbeitet:
- Stille Generation (1928 – 1945)
- Baby Boomer (1946 – 1964)
- Generation X (1965 – 1980)
- Millennial (1981 – 1996)
- Generation Z (1997 – jetzt)
Der Kontakt zu Mitarbeitern ist aussagekräftig im Hinblick auf die Zusammenarbeit im Unternehmen. Dabei unterstreichen unsere Daten, dass täglicher Kontakt in Unternehmen natürlicherweise mit MiIllenials (70%), der Generation X (70%) und den Baby Boomern (43%) stattfindet. Knapp über ein Drittel der Befragten haben keinen beruflichen Kontakt zur stillen Generation und fast jeder 10. Studienteilnehmer hatte auch noch keinen Kontakt zur Generation Z am Arbeitsplatz.
Klaudia Lux, unsere Expertin zum Thema Generationenkonflikte, beschreibt die Vor- und Nachteile eines altersgemischten Teams:
„Altersgemischte Teams sind meist leistungsstärker. Jüngere Kollegen sorgen für neue Ideen und Dynamik im Team. Außerdem kennen sie sich mit den neuen Technologien sehr gut aus.
Ältere Mitarbeiter bringen hingegen sehr viel Lebens- und Berufs-Erfahrung ein. Stärken und Schwächen können somit besser untereinander ausgeglichen werden. Sind Kunden in verschiedenen Altersgruppen vorhanden, kann entsprechend reagiert werden. Hingegen bergen solche Teams ein größeres Konfliktpotenzial.“
Gen X – Unsere Lieblingskollegen
Studienteilnehmer haben alle Generationen im Hinblick auf die Zusammenarbeit in ihrem Unternehmen bewertet. Dabei schneidet die Gen X am besten ab, denn 60% empfinden die Zusammenarbeit mit dieser Generation als positiv, dicht gefolgt von Millenials (59,6%). Bei den Baby Boomern und der Gen Z ist die Meinung der Österreicher sehr gespalten, denn nur knapp jeder 2. Befragte bewertet die Zusammenarbeit mit diesen Kollegen als positiv. Das Schlusslicht in diesem Ranking bildet die stille Generation mit der 34% gerne zusammenarbeiten. Die Daten zeigen auch, dass Arbeiter den Generationen gegenüber positiver eingestellt sind, zu denen Sie mehr Kontakt in der Firma haben und es hilft, dass die Jahrgänge nicht so weit auseinander liegen wie bei der Gen Z und der stillen Generation.
Wie haben sich die Generationen selber bewertet?
Das Gesamtergebnis zeigt, dass Gen X und Millenial-Kollegen sehr positiv bewertet werden. Ein tieferer Blick in die demografische Aufteilung zeigt, dass eine große Diskrepanz in der Wahrnehmung der Baby Boomer herrscht, die sich selbst 20% positiver bewertet haben als andere Generationen.
Millenials – Kreativ und Innovativ
Durch die unterschiedlichen Erfahrungen der Generationen, wird vielen auch nachgesagt, dass sie bestimmte Qualitäten mehr verkörpern als andere Altersgruppen. Wir haben unseren Studienteilnehmern eine Reihe an Qualitäten vorgelegt, die ausschlaggebend in der Arbeitswelt sind und haben sie gebeten die Generationen zu bewerten.
Wie die Generationen in dieser Bewertung abschneiden wird in folgender Tabelle ersichtlich:
Qualitäten | Wird am ehesten verkörpert von | Wird am wenigsten verkörpert von |
Arbeitsmoral | Stille Generation 28% | Gen Z 4% |
Wissen | Baby Boomer 32% | Gen Z 2% |
Führungsqualitäten | Gen X 40% | Gen Z 2% |
Problemlösung | Gen X 37% | Gen Z 3% |
Einfühlungsvermögen | Gen X 30% | Gen Z 5% |
Freundlichkeit | Gen X 30% | Gen Z 5% |
Innovation | Millenials 36% | Stille Generation 5% |
Kreativität | Millenials 35% | Stille Generation 6% |
Auf den ersten Blick schneidet der Nachwuchs unter den Arbeitskräften, die Gen Z, nicht sehr gut ab. Die Digital Natives sind Neulinge auf dem Arbeitsmarkt und da knapp die Hälfte der Bevölkerung kaum Kontakt zur Gen Z im Arbeitsumfeld hatte, besteht natürlich auch viel Potenzial, dass sich die Wahrnehmung in Zukunft ändern wird, wenn diese Generation auch die Chance hat sich auf dem Arbeitsmarkt richtig zu beweisen.
Baby Boomer – Das Gehalt muss stimmen
Wir wollten wissen, welche Prioritäten und Bedürfnisse alle beteiligten Generationen im Hinblick auf Ihren Job haben. Hier ist eine Kluft deutlich sichtbar zwischen den Generationen älter als 39 und ihren jüngeren Mitarbeitern, denn für 91% der Baby Boomer und 92% der Gen X spielt das Gehalt die wichtigste Rolle. Für 92% der Millenials und 89% der Gen Z hingegen, sind freundliche Kollegen im Arbeitsumfeld wichtiger und nehmen sogar einen höheren Stellenwert ein im Ranking als flexible Arbeitszeiten und Work-Life-Balance. Hier spalten sich die Vorstellungen der Generationen deutlich und das kann zu Konflikten führen. Dazu Lux:
„Jede Generation bringt unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse in Bezug auf Pflichtgefühl, Loyalität und Arbeits- und Freizeit mit an den Arbeitsplatz. Themen wie Fertigkeiten im großen Feld der Digitalisierung, unterschiedlicher Stellenwert von persönlichem Gespräch versus SMS/WhatsApp& Co, Fehlerkultur und Kommunikationskultur. Dies führt schneller zu Missverständnissen als zwischen Gleichaltrigen.“
Gen Z – Hohes Konfliktpotenzial
Wir wollten mit dieser Studie auch Reibungspunkte zwischen den Generationen genauer beleuchten und haben Studienteilnehmer gefragt, welche Arten von Konflikten sie schon am Arbeitsplatz mit anderen Generationen erfahren haben. Hier die Generationen, die in den Kategorien die meisten Konflikte erlebt haben:
- Stereotypisierung – Baby Boomer 15%
- Arbeitsstil – Gen Z 10%
- Mentalität – Millennials 13%
- Hierarchie – Baby Boomer 18%
- Kommunikation – Gen X 23%
- Fehlendes Verständnis/ Empathie – Baby Boomer 20%
- Machtkämpfe – Gen X 30%
- Arbeitsmoral – Gen Z 33%
Dazu gaben knapp drei Viertel der Befragten bei der Bewertung der Generationen an, dass Sie die meisten Konflikte mit der Gen Z stattfinden. Unsere Coaching-Expertin Lux beschreibt den Kommunikationsstil der Gen Z so:
„Diese Generation ist ein hohes Maß an Wohlstand gewöhnt. Aufgewachsen mit Laptop, Smartphone oder Tablets chatten, posten oder mailen sie lieber, als dass sie das persönliche Gespräch suchen. Textnachrichten bestehen zum Teil nur noch aus Symbolen und Kürzeln und sind schnell konsumierbar. Diese Generation sucht Sinn und Selbstverwirklichung mehr in Privatleben und sozialen Kontakten als in ihrer Arbeit. Ihr Privatleben findet zu großen Teilen online statt; die Abgrenzung zwischen der virtuellen und realen Welt wird immer kleiner.“
Was Führungskräfte wissen sollten
Wir wissen jetzt zwar wie unterschiedlich die Vorstellungen und Prioritäten der verschiedenen Generationen sind und dass diese Unterschiede viel Konfliktpotenzial mit sich bringen, es stellt sich doch die Frage wie die Führung dieser unterschiedlichen Generationen gelingt. Dafür haben wir mehr Informationen von den Führungskräften unter den Studienteilnehmern gesammelt – das sind immerhin 22% der Befragten.
Sehr zuversichtlich fühlen sich Manager (39%) in Bezug auf die Führung der Gen X und der Millennials. 15% der befragten Manager sind nicht zuversichtlich im Hinblick auf ihre Führung der stillen Generation. Knapp 1 von 10 Führungskräften fühlen sich in Bezug auf die Führung der Gen Z nicht zuversichtlich. Das richtige Training sollte Führungskräften dabei helfen, ihre Führungsqualitäten im Hinblick auf die unterschiedlichen Generationen anzupassen und das Beste aus dem Team rauszuholen.
Knapp 3 von 10 Managern haben kein Training zum Thema Generationenkonflikt erhalten. An Schulungen zum Thema Gleichheit und Vielfalt haben knapp ein Drittel der befragten Manager teilgenommen. Andere Workshops zu integrativen Verhaltensweisen und interkultureller Mediation haben nur die wenigsten besucht, was sicherlich auch mit der Verfügbarkeit dieser Workshops und Schulungen im Unternehmen zu tun hat.
Auch interessant für Führungskräfte ist die Tatsache, dass nur jeder 2. Arbeitnehmer glaubt, dass Manager allen Generationen im Team die gleiche Aufmerksamkeit schenken. Dabei ist die Gen Z ihren Managern sehr positiv gestimmt, denn 61% der jungen Arbeitnehmer vertrauen darauf, dass ihre Manager ihre Aufmerksamkeit fair verteilen.
Kommunikation – Das A und O
Wir haben jede Generation gefragt, was sie sich von ihrem Arbeitgeber wünschen, um eine integrative Arbeitsatmosphäre zu fördern. Die Wünsche der Generationen gehen weit auseinander:
- Knapp jeder 2. Baby Boomer würde es gutheißen, Chancengleichheit am Arbeitsplatz zu fördern.
- Gen X möchte, dass Arbeitgeber mehr auf individuelle Bedürfnisse des Teams eingehen.
- Millennials wünschen sich am liebsten alles, außer die Stärken der älteren Generationen besser zu integrieren (27%).
- 44% der Gen Z möchten, dass die Stärken der jüngeren Generationen besser im Team integriert werden.
Coaching-Expertin Klaudia Lux gibt Arbeitgebern folgende 4 Strategien auf den Weg, um Generationenkonflikt und die dadurch entstehenden Barrieren zu überwinden. Wichtig ist das Aufbrechen der Gruppenbildung und eine laufende Kommunikation.
- Wertschätzung für alle
Eine wesentliche Aufgabe der Führungskraft ist, zwischen den Generationen für ein konstruktives Miteinander zu sorgen. Jede Generation bringt seine ganz speziellen Erfahrungen mit. Niemand ist besser oder schlechter, nur weil er einer anderen Generation angehört.
- Gegenseitiges Verständnis fördern
Die Kombination alter und neuer Werte, Sichten und Herangehensweisen, und traditionellen und modernen Wissens ermöglicht es Unternehmen, erfolgreich ihre Ziele zu erreichen.
- Miteinander reden lassen
Wichtig wäre es, dass die Generationen untereinander sehr viel und sehr offen miteinander kommunizieren. Gegenseitiges Verständnis baut Vorurteile ab und Missverständnisse werden aus der Welt geschafft.
Gemeinsame Unternehmungen und gemeinsame Erlebnisse stärken das gegenseitige Verständnis und fördern die Kommunikation.
- Kompromissbereitschaft fördern
Sollte jeder auf seiner Position beharren, ist es unumgänglich, dass man sich annähert und Kompromisse eingeht. Oft sind Kompromisse die vorerst beste Lösung.
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