Internationale Buchstabensuppe: Abkürzungen im Büro

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“Thx und bitte um Antwort ASAP.” Wer diesen Satz ohne zu stolpern lesen kann, hat bereits das Einstiegslevel der Emailsprache überwunden. Wir steigern uns mit: “BTW, lesen Sie das Attachment  über KPIs fyo.Cul8r”. Das zu entziffern erfordert bereits ein gehobenes Niveau der Business-Sprache, die sich als eine Art Code in Unternehmen herausgebildet hat, um die Verständigung zu vereinfachen. Die teils hieroglyphen-ähnlichen Abkürzungen sind ein Sprachphänomen derjenigen unter uns, die täglich über 50 E-Mails senden, verarbeiten und empfangen müssen und sich einen Vorsprung im schnellen Arbeitsalltag verschaffen wollen. Was passiert aber, wenn dieser ausgereifte Netzjargon auf einen hilflosen Laien trifft, der sich gerade darum bemüht, seine Email-Ablage sinnvoll zu organisieren – und statt ROFLn nur noch Bahnhof versteht? Im Aufeinandertreffen unterschiedlicher Büro-Kulturen können diese Akronyme manchmal eher Verwirrung stiften, als tatsächlich Zeit zu sparen. Noch mehr Schwierigkeiten stellen sich dem Büro-Neuling im internationalen Umfeld, wo man mit ausgefeilten Buchstabenkombinationen ein gewisses Insider-Wissen unter Beweis stellt und gleichzeitig Business Englisch meistern muss.  Doch keine Angst – mit der leicht zu erlernenden Globalsprache “Globish” finden sich auch Sprachmuffel im internationalen Mailverkehr zurecht. Von einer Verstümmelung der Sprache durch das Netzlatein, wie so mancher Liebhaber langer Nebensätze befürchten mag, sind wir dennoch weit entfernt.

 

 

Tastatur
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Warum einfach, wenn es auch umständlich geht

Die meisten Abkürzungen stammen aus dem Englischen und fanden über die Internationalisierung unserer Arbeitswelt Eingang im österreichischen Büro-Jargon. So manch einer, dem die englische Sprache weniger vertraut ist, kann schon bei einem flüchtig angehängten “thx” und freundlichen “pls” stutzig werden. Diese stark vereinfachten Ausdrücke für “Danke” und “Bitte” erleichtern dem Chef den respektvollen Umgang mit seinen Mitarbeitern und deuten an – “Ich nehme mir zwar Zeit für diese E-Mail, habe aber eigentlich zu viel zu tun, um mich mit Details auseinanderzusetzen – also „kiss”. Letzteres, nämlich “kiss” – keep it short and simple – könnte jedoch bewirken, dass bei dem Empfänger der Nachricht plötzlich große Fragezeichen auftauchen, wo eigentlich schnelle Antworten erwartet werden. Internet-Glossare müssen herbeigezogen werden, Vokale mutmaßend ergänzt werden, die Nüchternheit des Email-Verfassers wird in Frage gestellt. Die allgemein bekannten Kürzel lassen sich schnell einprägen – komplexere Zusammenstellungen sollten aber besser vermieden werden.

Peinliche Verwechslungen – der Teufel liegt im Detail

Die Benutzung von Kürzeln weist auf eine gewisse Lässigkeit hin – umso unangenehmer, wenn in einer schwungvoll gesendeten E-Mail an den Vorgesetzten aus einem “fyi”(for your information) ein beleidigendes “fy” (ein Schimpfwort, dass wir hier mal nicht übersetzen) wird oder der CEO (Chief Executive Officer) zum SEO (Search-Engine Optimization) ernannt wird. Im Schriftverkehr kann man dies noch durch die Tipp-Fehler-Ausrede entschuldigen. Bei einem Geschäftsessen würde in diesem Fall eine peinliche Stille eintreten oder betretene Blicke ausgetauscht werden.

Geschäftsessen
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Diejenigen, die keine Kürzel im Kopf behalten können, laden sich besser noch schnell vor dem Meeting eine Jargon-App auf das Smartphone, um die Fettnäpfchen in der Buchstabensuppe zu umschiffen.

Die Abkürzung der Sprache: Globish

Der moderne Büro-Alltag lebt von Anglizismen und in einer internationalen Firma werden diese englischen Ausdrücke noch viel leidenschaftlicher abgekürzt. Da darf der CFO nicht den VAT vergessen und das NDA geht ausschließlich durchs VPN. Um auch ohne einen Sprachkurs mit Cambridge-Zertifikat mithalten zu können, gehört eine Internet-Slang App zum Büro-Inventar.   Weltgewandte Angestellte, die Effizienz lieben, dürften gar Gefallen an der Vereinfachung der englischen Sprache finden und sich für das sogenannte “Globish” begeistern. Diese Kunstsprache wurde auf Basis einer simplifizierten Grammatik von Jean-Paul Nerrière entwickelt, der 2009 mit nur 1500 Vokabeln sein erstes Buch auf Globish veröffentlichte:  “Globish the World Over.”

Vereinfachung hat Geschichte

Forscher des Max-Planck-Instituts für Linguistik heben hervor, dass Abkürzungen und Vereinfachung der Sprache nicht, wie oftmals angenommen, als ein Phänomen unserer schnelllebigen Zeit entstanden. Eine Modifikation des Satzbaus zugunsten weniger komplexer Ausdrucksweisen fand schon immer statt – in Mundart und Dialekten oder auch im Schriftverkehr. 1930 präsentierte

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der Philosoph und Linguist Charles Kay Ogden eine internationale Hilfssprache, die sich “Basic English” nannte und aus lediglich 850 Kernworten bestand. Ogden rät in seinem Lebenswerk „A General Introduction with Rules and Grammar” dazu, sich gemäß dem Berufsstand noch 100 zusätzliche Spezialvokabeln anzueignen, um effizient kommunizieren zu können. Basic English scheint in der Zeit der Globalisierung und Akronyme wieder aktueller denn je. Was Abkürzungen, Smileys und Netzjargon betrifft, brachten auch schon unsere Vorfahren mit Tinte und Füllfederhalter komplizierte menschliche Sachverhalte mit lediglich einem gemalten Herzen auf den Punkt. Und das hat ja auch geklappt.

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Damit Sie sich alle Abkürzungen merken können, haben wir Haftnotizen und Post-it Notes für Sie. Einfach an den Computer kleben, dann verstehen Sie die nächste Email bestimmt.